Das Töten
ist des Jägers Lust.
Der Jäger stellt sich gerne
als Heger und Pfleger dar! Ich bezweifle dies.
1. Episode
Hier die Geschichte, wie sie
mir von meinem Vater erzählt wurde. Es war vor ca. 60
Jahren. Mein Vater war im Rütschacher mit Pferd und
Pflug am Ackern. Plötzlich erschien unweit von ihm
entfernt ein schreiendes Reh. Es humpelte auf drei Beinen
nach Luft schnappend an ihm vorbei.
Gleich danach kam, ebenfalls schwer atmend, der Jäger,
der für die Verletzung des Rehs verantwortlich war
hinterher. Warum erlöst er das angeschossene Reh nicht
mit einem Gnadenschuss? Er hatte wohl zu wenig Munition
zur Jagd mitgenommen!
Das Reh hätte bestimmt eine grosse Chance gehabt zu
entkommen, um jedoch vielleicht danach erbärmlich zu
verrecken, wäre da nicht der Bahndamm gewesen. Für das
geschwächte Tier war der steile, mit Gestrüpp
bewachsene Damm ein unbezwingbares Hindernis. Immer
wieder setzte es zu einem neuen Fluchtversuch an und
scheiterte.
Nun wurde es eingeholt. Mit seinem ganzen Gewicht kniete
der "Jäger" auf das hilflose Tier. Es schrie
erbärmlich. Nun holte er sein Militärsackmesser hervor
und schlitzte dem armen Tier bei lebendigem Leib die
Kehle durch. Mit einem Röcheln verblutete das Opfer.
"Was gleicht wohl auf Erden dem Jäger Vergnügen
...".
2. Episode
Die zweite Geschichte, wie sie
mir von meinem Schwager Schär Hans erzählt wurde. Es
war vor ca. 40 Jahren. Die Hündin von Hans hatte drei
drollige Junge. welche hinter dem Haus an der
Rünenbergerstrasse 2 spielten. Plötzlich ein Gejaule
und Geschrei. Was ist los? Am heiterhellen Tag war mitten
im Dorf ein Fuchs aufgetaucht und attaktierte die Jungen.
Die flüchteten in den Hohlraum unter einer Scheiterbeige
und waren dort in Sicherheit, weil der Fuchs sie dort
darunter nicht verfolgen konnte.
Der starre, irre Blick des Fuchses, ferner die
blutunterlaufenen Augen und seine geifernde Schnauze, das
ungepflegte Fell, sowie die fehlende Menschenscheue
machten es allen Anwesenden klar, dass es sich hier nur
um Tollwut handeln konnte, was auch Tage später vom
Labor bestätigt wurde.
Nun telefonierte Hans der Polizei, welche eine Patrouille
vorbeischickte, die den Fuchs erschoss.
Bald darauf erschien auch noch ein Jäger. Nun kam das
Gespräch auf die drei kleinen Hunde. Es bestand ein
grosser Verdacht dass eines, oder alle, vom tollwütigen
Fuchs gebissen wurden. Es wurde deshalb beschlossen, dass
alle getötet werden müssen.
Die total verängstigten Tiere unter der Scheiterbeige
hervorzulocken misslang leider. Der "Jäger"
meinte, kein Problem, ich erschiesse sie unter der
Scheiterbeige. Weshalb diese Eile verstehe ich nicht,
denn, auch wenn die Hundeli infiziert gewesen wären, sie
wären erst nach Tagen zur Gefahr für die Menschheit
geworden.
Nun also los: Flinte unter die Scheiterbeige und eine
Ladung Schrott darunter. Nun ging das Gejaule los, denn
es waren nicht alle oder überhaupt keines tot. Ein
zweiter Schuss brachte keine Erleichterung, noch immer
markdurchdringendes Geschrei. Doch was nun? Der
Zweiläufer war leer und keine Ersatzmunition auf dem
Mann! Schnell ins Auto und im Einkilometer entfernten
Zuhause Munition holen.
Nach Minuten, die wie Stunden sich anfühlten und
nochmals zwei Schüssen war dann endlich Ruhe. Mein
Schwager war erschüttert. Nach ein paar Tagen ging er in
ein Waffengeschäft in Olten (den Tobler in Gelterkinden
gab es noch nicht) um sich ein Flobertgewehr zu erstehen.
"In Zukunft wird mir so was nicht mehr
passieren". Hans Schär!
3. Episode
Auf unserem Sitzplatz waren in
einem Teller einige Haselnüsse. Am anderen Morgen waren
die Nüsse geknackt. Nur noch Schalen lagen verstreut
herum.
Wer war das? Eichhörnchen in der Nacht? Bestimmt nicht.
Wildschweine? Jeden Morgen dasselbe. Das wollten wir nun
wissen. Wir kauften uns eine Wildbeobachtungskamera und
stellten sie auf.
Anderntags hatten wir den Dieb auf der Speicherkarte. Es
war ein Dachs! Nein, nicht nur einer, gleich zwei auf der
selben Foto und was uns besonders gefiel, eines war eine
Dächsin. Vier vom Bauch stark abstehende Zitzen
verrieten, dass sie eines oder mehrere Junge hatte.
Da auch das Katzenfutter, das tagsüber vom den Katzen
verschmäht wurde jede Nacht verschwand, stellten wir die
Kamera auch dort auf und sahen, dass es hier nicht der
Dachs, sondern ein Fuchs war der den Katzenteller aus
leckte.
Dazu möchte ich bemerken, dass wir am Dorfende wohnen.
Im Osten und Süden haben wir grüne Wiesen oder Äcker
als Nachbarn. Wir wohnen dort wo sich Fuchs und Hase
"Gute Nacht" wünschen.
Nun, anfangs Juli, wie abgeschnitten, von einem Tag auf
den anderen, blieben die Nüsse unangetastet und der
Katzenteller voll. Selten eine Foto auf der
Speicherkarte, höchstens eine vorbei streunende Katze.
Was ist los? Ein Wildtier, das nicht voll ausgewachsene
Junge hat, darf doch bestimmt jetzt nicht geschossen
werden dürfen!!!-
Sind die Tiere einem Auto zu Opfer gefallen? Alle drei,
zusammen, zur selben Zeit, unwirklich.
Nun erzählt uns ein Nachbar: Ja, es seien sechs Dachse
geschossen worden, eine ganze Familie, die ihren Bau in
der Hofmatt, unter einem Schulpavillon gehabt hatten. Sie
hätten beim Suchen nach Würmern, Käfern und Grillen
grosse Schäden verursacht, Gärten umgepflügt.
Nun wollte ich wissen, ob zu dieser Zeit wirklich Füchse
und Dachse geschossen werden dürfen. Ich googlete und
las zu meinem Erschrecken (Entsetzen), dass ab Mitte Juni
Marder, Füchse und Dachse geschossen werden dürfen. Was
für ein Jagdgesetz: Einerseits dürfen zum Schutz der
Jungtiere die Hunde im Wald bis zum 1. August nur
angeleint sich bewegen, andererseits dürfen Jäger ab
Mitte Juni Muttertiere säugender Jungen schiessen!
Unsere geliebten Tiere, von welchen wir über hundert
Infrarotbilder haben sind der Jagdlust unserer Jäger,
dieser Macho-Boy-Group, zum Opfer gefallen!
Nach den beiden ersten oben erzählten Episoden, die
schon seit Jahren immer wieder in mir hochkommen, wenn
ich am Waldesrand ein grüngekleidetes Männchen sehe,
schwindet nun meine Achtung für die sich brüstenden
sogenannten Heger und Pfleger bis auf null.
Aber auch die Gartenbesitzer, die nach jedem kleinen
"Naturereignis" gleich nach Mord und Totschlag
schreien sind erbärmliche Gestalten. Natur, du hast
nichts mehr zu suchen. Es gilt das Recht des Stärkeren,
des Menschen.
Dachs, Muttertier
Mit vier Zitzen und vollen
Brüsten
Karl Pümpin,
18. Juli 2015
Habe
diesen Bericht ausgedruckt und im Wald an die
Jägerhütte geheftet. Habe heute 21. Juli Antwort
bekommen: Jemand hat ein Stück grobes langhaariges Fell
(Dachsfell?) in die Einfahrt zu meinem Haus geworfen.
Fuck You!
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